Das Programm
Das Thema Deiner Veranstaltung steht fest, jetzt müssen nur noch die Redner*innen und ein Moderator bzw. eine Moderatorin her. Dabei gehst Du natürlich auf die Suche nach Leuten, die zu einem bestimmten Thema gut sprechen können.
Das Problem: Es sind ganz häufig immer wieder die gleichen Leute, die auf Bühnen präsent sind. Bisher sind es noch zu oft Männer, und häufig auch solche, die weder eine Migrationsgeschichte noch eine Behinderung haben.
Als Folge werden die Diskussionen immer aus der gleichen Perspektive geführt und lassen keinen Raum für Meinungen z.B. von Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Behinderungen. Aber auch ältere Menschen, Teenager oder junge Erwachsene sollten öfter auf der Bühne vertreten sein. Genauso wie Menschen mit einem LGBTQ-Hintergrund; also homo- und bisexuelle Menschen, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Achte daher bei der Auswahl Deine Redner*innen und Moderator*innen auf Vielfalt, damit neue Sichtweisen in neue Ergebnisse einfließen können und die Vielfalt unserer Gesellschaft auf der Bühne abgebildet wird.
Tagung Inklusion im Fernsehen – Neue Perspektiven auf Behinderung in Köln
Foto: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de
Podiumsgäste
Du suchst für Dein Programm noch Redner*innen, die Diskussionen vielfältiger machen? Verschiedene Portale bieten Profile und Kontaktdaten für Redner*innen an, die auf bestimmten Gebieten eine Expertise haben und zusätzlich aus ihrer jeweiligen Perspektive Diskussionen bereichern können. Im folgenden Abschnitt findest Du eine Übersicht von Portalen, die Frauen, Menschen mit Behinderung und Menschen mit Migrationsgeschichte vertreten.
Tagung Inklusion im Fernsehen – Neue Perspektiven auf Behinderung in Köln
Foto: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de
Tagung Inklusion im Fernsehen – Neue Perspektiven auf Behinderung in Köln
Foto: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de
Frauen
- speakerinnen.org: Frauen, die Expertinnen zu bestimmten Themen sind. Projekt eines Teams um die Netzaktivistin Anne Roth und die Programmier-NPO Rails Girls Berlin.
- AcademiaNet: Wissenschaftlerinnen, die zu bestimmten Themen forschen. Initiative der Robert-Bosch-Stiftung in Kooperation mit den Wissenschaftsmagazinen Spektrum und Nature.
- Digital Media Women Liste: Frauen, die sich sehr gut in der digitalen Welt auskennen (“Social-Media-Entwicklungen, Datenschutzbedenken oder feministische Themen aus der IT- und Web-Welt”). Liste vom Digital Media Women e.V.
- Female:Pressure: Suchmaschine für Künstlerinnen, Musikerinnen, Kulturarbeiterinnen und Forscherinnen. Bereich elektronische Musik und digitale Kunst. Internationales Netzwerk, gegründet von Electric Indigo.
- Women Speaker Foundation: Netzwerk von “hochklassigen Expertinnen mit erstklassigen Referenzen”. Gegründet von der Unternehmensberaterin Regina Mehler.
- Verschiedene Netzwerke können Kontakte zu Expertinnen in Programmierung, Neuen Medien oder politischer Arbeit vermitteln, z.B. Haecksen des Chaos Computer Clubs, TechNixen.net oder Webgrrls.
Tagung Inklusion im Fernsehen – Neue Perspektiven auf Behinderung in Köln
Foto: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de
“Deutschland – neu denken”. 1. Bundeskongress der Neuen Deutschen Organisationen, Berlin
Foto: Mosjkan Ehrari | Neue-deutsche-organisationen.de
Menschen mit Migrationsgeschichte
vielfaltfinder: Expert*innen mit Migrationsgeschichte oder Angehörige einer ethnischen Minderheit in Deutschland können über das Portal Vielfaltfinder des Vereins Neue Deutsche Medienmacher gefunden werden. Dein erster Schritt: Dich als Vertreter*in der Presse oder einer Institution registrieren. Einen Leitfaden mit Tipps für klischeefreie Sprache gibt’s auch.
“Deutschland – neu denken”. 1. Bundeskongress der Neuen Deutschen Organisationen, Berlin
Foto: Mosjkan Ehrari | Neue-deutsche-organisationen.de
Gïti Hatef-Rossa und Carina Kühne bei einer Veranstaltung im Kleisthaus in Berlin
Foto: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de
Menschen mit Behinderung
- Leidmedien.de: Expert*innen mit Behinderung, die neben anderen Themen auch zu “Inklusion” sprechen können, vermittelt die Berliner NGO Sozialhelden. Einen Einblick in Geschichten interessanter Protagonist*innen gibt ihr Projekt Leidmedien.de. Dein erster Schritt: eine Email an info@leidmedien.de schreiben. Tipps für Sprache und Bildsprache gibt die Seite auch.
- Weitere Anlaufstellen für die Vermittlung von Kontakten ist die Arbeitsgemeinschaft Disability Studies in Deutschland. Auch auf der Inklusionslandkarte finden sich Expert*innen mit Behinderung oder jene, die authentisch zum Thema Behinderung sprechen.
- Aktionsbündnis Seelische Gesundheit: Bundesweite Initiative zum Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit. Dein erster Schritt: Relevanten Organisationen aus dem Expertenverzeichnis eine Email mit Deiner Anfrage schreiben. Einen Leitfaden gibt es auch.
Gïti Hatef-Rossa und Carina Kühne bei einer Veranstaltung im Kleisthaus in Berlin
Foto: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de
Kleiner Tipp am Rande:
Frag in Deinen Netzwerken wie Facebook und Twitter Deine Freund*innen und Bekannte, ob sie interessante Redner*innen zum Thema kennen.
Sich begegnen
Einige Veranstalter*innen haben sich bereits freiwillig verpflichtet, sich auf bestimmte Verhaltensregeln einzuhalten. Sie möchten garantieren, dass vielfältige Referent*innen und Teilnehmer*innen eingeladen werden und eine freundliche sowie diskriminierungsfreie Umgebung für den Austausch aller geschaffen ist. Ein Beispiel für solche Verhaltensregeln ist der “Berlin Code of Conduct”:
Fachtag “AllerArt Inklusion” der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung in Essen
Foto: Andi Weiland | BKJ
Für lockere Begegnungen mit behinderten Menschen gibt es verschiedene Leitfäden, die zeigen, wie Berührungsängste abgebaut werden, und die praktische Tipps vermitteln, z.B. “Auf Augenhöhe” des Fachausschusses Kommunikation und Medien der Beauftragen für die Belange der Menschen mit Behinderung der Bundesregierung, Verena Bentele. Es gibt auch einen Leitfaden auf Englisch und Arabisch aus Dubai: “Disability Terminology Handbook”
Fachtag “AllerArt Inklusion” der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung in Essen
Foto: Andi Weiland | BKJ
Linkliste
Hier findest Du Links mit weiterführenden Informationen zum Thema Vielfalt auf Veranstaltungen. Darunter Listen, auf denen Du Dich als Mann eintragen kannst, wenn Du nicht mehr auf frauenlosen Panels sitzen willst, und Blogs, die sich satirisch mit dem Thema auseinandersetzen.
Versprechen gegen frauenlose Panels
- 50prozent: Zusammenstellung der Stellungnahmen von Männern, die nicht mehr auf Veranstaltungen als Referenten auftreten wollen, auf denen nur Männer sprechen. Das Blog ist von Anne Roth und dokumentiert auch Panels, auf denen nur Männer sprechen. Es spielt mit dem Namen “50prozent” auf die Tatsache an, dass 50 Prozent der Weltbevölkerung Frauen sind. Das Blog war der Auslöser für die Gründung der Plattform Speakerinnen.org, die Frauen als RednerInnen sichtbarer macht. Gibt auch Tipps, wie man mehr Frauen auf ein Event bekommt.
- i-business: Hier können Verantwortliche für Internet- und Interactive-Konferenzen einen Aufruf unterzeichnen, “dass sie künftig nicht mehr an öffentlichen Diskussionsrunden der Interaktiv-Wirtschaft teilnehmen werden, für die ausschließlich Männer eingeladen wurden”.
Satirische Blogs zum Thema
- “All male panels”: Blog dokumentiert internationale Veranstaltungen und Panels, auf denen nur Männer sprechen.
- “Rent-A-Minority”: Plattform, um Arbeitnehmer*innen einer Minderheit einzustellen, sich selbst als Arbeitnehmer*in einer Minderheit vorzustellen oder Geschichten über Konferenzen / Nominierungen etc. zu teilen, bei denen nur weiße Männer auf der Bühne standen.
- “Learn to search”: Blog, das Tipps gibt, wie Frauen für Konferenzen besser gefunden werden.
Artikel zum Thema Vielfalt
- “Rauf auf die Podien: Weibliche Redner sind immer noch selten”, Süddeutsche, 06.03.2016
- “Sie kann sprechen”, 50prozent, 20.04.2013
- “10 Tips for Planning a Tech Conference that Women Will Actually Want to Attend”, Medium, 02.03.2016 (Deutsche Übersetzung)
- “Die Wortergreifer”, Zeitonline, 21.04.2016